Zugegeben: Wir sind Landeier. Ziemlich freilaufend und auch ein bisschen wild; haben uns an die Ruhe gewöhnt und an den hellen Sternenhimmel sowieso; gehen lieber aufs Feld als in den Zoo; den Berg hinauf, den Hügel hinab, entlang am Fluss und schon sind wir da ...
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er sich in der Nordheide zu Fuß auf den Heidschnuckenweg macht, kommt unweigerlich in das Büsenbachtal am Café-Restaurant "Der Schafstall" vorbei. Doch halt, schon das stimmt nicht. Hier kommt man nicht vorbei. Also wir jedenfalls nicht. Da müssen wir rein.
Ein umgebauter Schafstall beherbergt eine außergewöhnliche Gastronomie mir großem Außengarten, inklusive Mini-Streichelzoo.
Was daran ist außergewöhnlich? Nun, zum Beispiel das überragende Kuchen- und Tortenangebot. Das hat uns schon optisch beeindruckt, und wenn man von den wirklich großen Stücken probiert hat, dann ist es um einen geschehen. Dann versteht man, warum sie so groß sein müssen.
Was ist ihr Geheimnis? Leidenschaft! Die Chefin persönlich steht allabendlich in der Backstube und zaubert die tollsten Kreationen, häufig vegan, glutenfrei und natürlich auch zum Mitnehmen. Wenn man sich Carla so anschaut, mag man es nicht glauben. Sie sieht nicht aus wie jemand, der auf Süßes steht. Eher wie eine sonnengegerbte Irin, die jedem Wetter trotzend die Schafe bzw. Schnucken hütet.
Doch auch hier trügt der Schein. Sie kommt ursprünglich aus Südafrika, liebt Ausritte auf ihrem Pferd, das auf der Weide hinterm Haus steht und ihr Mann Ekkehard von Hörsten ist der "Schnucker". Der Schafstall ist also echt. Und ja, es gibt Heidschnucken und Ziegen, eine Herde von knapp 250 Tieren, die unsere Heide pflegt.
Die Heidschnucke ist eine alte Landschafrasse. Der Name Schnucke kommt von "Schnökern" (Naschen), weil die Heidschnucke die Abwechslung liebt und Heidekraut, Gras und Wildkräuter gern verspeist. Durch ihre Wanderung durch die blühende Heide im Spätsommer zerreißt sie Spinnenweben zwischen den Blütenständen und ermöglicht so Bienen und anderen Insekten, den wertvollen Nektar zu sammeln.
"Gute Lebensmittel helfen uns, ein stabiles Immunsystem aufzubauen. Gutes Essen ist Medizin."
Wer nach den (wirklich nicht zu süßen) Kuchen noch Appetit auf regionale Deftigkeiten hat, kommt im Schafstall ebenfalls voll auf seine Kosten. Carla Hoffmann legt besonderen Wert auf frische und regionale Produkte und bezieht die meisten direkt von den umliegenden Höfen.
Es gibt Spezialitäten von der Heidschnucke, wie Burger, Gulasch oder richtig schmackhafte Bratwürstchen (ich hatte sie mit tomatisiertem Sauerkraut und Kartoffelstampf). Die Regenbogenforelle kommt tatsächlich aus nächster Nachbarschaft, aus Naturteichen mit klarem Heidewasser. Die Küche bietet zudem viel Auswahl an leckeren (Wild)Salaten, Gemüsegerichten und auch viele vegane Alternativen.
"Ich habe vorher noch nie in einem Betrieb gearbeitet, bei dem wirklich alles in Bioqualität bestellt wird", erzählt uns einer der Köche und man glaubt es ihm.
Zum leiblichen Wohl gesellt sich im Schafstall noch das kulturelle Angebot. Außergewöhnliche Konzerte von Klassik (auf einem echten Steinway-Flügel) bis zu Chansons und Jazz. Wir wollen nicht verschweigen, dass Carlas Sohn vorzüglich Cello spielt und in diesem Sommer Kostproben seines Könnens gab.
Nun, im Herbst, beginnen die Abende mit Märchenerzählern, Lesungen und philosophischen TableTalks für jedermann. On the menue: Nahrung für den Geist.
Wem das Wandern aus der Stadt dann doch zu lang oder beschwerlich ist, der steigt einfach in die Heidebahn, die fast bis vor die Tür fährt.
Der Schafstall
Carla Hoffmann
- Das Café-Restaurant imBüsenbachtal
Am Büsenbach 35
21256 Wörme
T 04187 1072 - cafeschafstall.de