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Der verlorene Schatz

Treffpunkt Berlin, Tempelhofer Feld, leichter Nieselregen bei unter 10 Grad. Am liebsten würden wir jetzt eine heiße Milch mit Honig oder einen Kakao schlürfen.
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Momentmal, Milch? Kaum ein Lebensmittel wird so kontrovers diskutiert. Milch versorgt uns mit Energie, ist reich an Eiweiß, sowie an zahlreichen Vitaminen und Mineralstoffen, wie Kalzium. Auf der anderen Seite soll sie für Entzündungen im Körper verantwortlich sein und den Altersprozess beschleunigen. Die Anzahl an Menschen mit Laktoseintoleranz, die viele Milchprodukte nicht vertragen, steigt. Sicher ist, die Herstellung von Milch, besonders die Konventionelle, ist katastrophal.

Also weniger (Kuh-)Milch? Gar keine Milch? Vielleicht ist Hafer- “Milch” ja doch eine Idee?

Darüber denken wir nach, während wir auf unsere Verabredung warten. Pünktlich kommen mit Swenja Rosenwinkel und Marlene Bruce, gleich zwei der drei Gründerinnen, aufs Feld. Statt einer Flasche “Kornwerk” hat Marlene ihre süße kleine Tochter im Arm. Wir haben sie trotzdem erkannt (oder sie uns?)

Kornwerk – Die Gewinner des Next Organic Startup Award 2019 in der Kategorie “Hersteller

So sieht sie also aus, die junge Generation Start-up: ruhig, selbstbewusst, zielorientiert und irgendwie unaufgeregt. Zum „Warm-up” die erste Frage: Warum ein Hafer-Drink? Warum nicht Soja, Mandel, Haselnuss, … 

Nun die Antwort ist simpel, kompromisslos und liegt eigentlich auf der Hand: es geht KORNWERK darum, ein Produkt zu schaffen, das aus der regionalen Landwirtschaft kommt und hier zu Hause ist.
 Besonders am Herzen liegt den Gründerinnen die Verwendung alter Hafersorten, das sei ein verlorener Schatz. Mandeln und Soja sind in Brandenburg und originär in Deutschland nicht heimisch. 

Es gab bisher keinen Drink, der ausschließlich mit Zutaten aus der Region gemacht ist und auch nur in der Region verkauft wird. Während wir durch die Hochbeete eines Urban-Gardens laufen erfahren wir, was KORNWERK unter Biodiversität versteht.

“Biodiversität erhöht die Resilienz der Landwirtschaft, der Ernährung, der Gesundheit.
 Der Genpool ist größer.”

Swenja erklärt uns, daß es in der vorindustriellen Landwirtschaft unzählige Hafersorten gegeben hat. Seither hat sich das Getreide an die Böden und Bedingungen angepasst. So entstand Vielfalt, doch die industrielle Produktion habe sie zunichtegemacht. Diese Vielfalt soll nun auf deutschen Äckern wieder rekultiviert werden.

Und wer wird nun vom Hafer gestochen? 
In Brandenburg ist das der Landwirt Carlo Horn. Auf zehn Hektar baut er momentan die alte Sorte „Heidegold” exklusiv für die Berlinerinnen an. Das ist echte Pionierarbeit. Er hat mit KORNWERK eine Vereinbarung, die an die „solidarische Landwirtschaft” erinnert. 
Im Vorfeld werden bereits ein Zielertrag und ein Preis festgelegt. Dieser wird über das Jahr hinweg in Raten an den Landwirt ausgezahlt. 
Sollte die Ernte den festgelegten Ertrag nicht erreichen, so kauft der Landwirt den „fehlenden” Bio-Hafer von benachbarten, bekannten Höfen ein. 
So ist das Risiko auf alle Schultern gleich verteilt.

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Regional bedeutet: Die Mühle befindet sich Traktor-Weite zum Feld. Das fertige Produkt wird ausschließlich in (Pfand-) Glasflaschen in einem Radius von max. 350 km um den Produktionsstandort vertrieben. 

Es geht schließlich auch um Transportwege und den CO2-Fußabdruck.
 Transporte im TetraPak sind zwar auf längeren Strecken allein auf Grund ihres Gewichts ökonomischer, jedoch ist die Umweltbelastung durch einen TetraPak enorm.

 Ein maximaler Radius von 350 km bedeutet, wenn wir im Süden, an der Nordsee oder in Köln auch KORNWERK Produkte kaufen wollen, muss es eben auch dort  eine Produktionsstätte und einen Bauer geben, der die alte Hafersorten anbaut. Die Vorbereitungen laufen …

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Wir laufen auch, über die Landebahn. Ein schönes Bild für ein Start-up, Swenjas Mantel ist ein wenig bunter als das Laub an den Bäumen, wir freuen uns jetzt auf eine Tasse Kaffee – ohne Milch.

 

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KORNWERK hat seinen Sitz im Berliner Soulincubator. Dort haben sich die drei Gründerinnen über ihr gemeinsames Anliegen kennengelernt und gegründet. Hier haben sie auch die professionelle Unterstützung für die betriebswirtschaftliche Seite gefunden. Ihre Intention ist nicht, wir bringen einen regionalen Haferdrink in Glasflaschen auf den Markt,

ihr Anliegen ist:

  1. Biodiversität
  2. Unser Ziel ist Zero Waste
  3. Wir sind regional
  4. Wir produzieren gesunde Lebensmittel
  5. Wir unterstützen die kleinbäuerliche Landwirtschaft
  6. Wir stehen für soziale Diversität & Gerechtigkeit

Das schaffen wir hier, lokal am besten mit Hafer. Und das dann bitte auch in lecker.

“Der Markt für Bioprodukte hat sich in den vergangenen Jahrzehnten von der Nische zu einem Schlachtfeld der Global Player entwickelt.”

Viele Hafer-Drink-Produkte, die auf dem Markt sind, haben sehr viele Zusatzstoffe, bedingt durch den Wunsch der “Schaumbarkeit”, Cremigkeit, Verbindung mit einem Kaffee. Wir sind in der Entwicklung eines Produkts, dass mit „guten Zutaten” (regional, öko-/biologisch) das auch leistet.

Der Kornwerk-Drink ist übrigens nicht ultrahocherhitzt, noch ein Unterschied zum Wettbewerb. Ähnlich wie frische Milch, muss er schneller aufgebraucht werden. Das soll nicht nur schmackhafter, sondern auch gesünder sein.

Die Frauen meinen genau das, was sie sagen. Nicht mehr und nicht weniger. Sie nehmen Ihre Berufung sehr ernst und stehen für eine Generation, die es verstanden hat, dass wir alle etwas tun müssen, um den Hebel der Welt in die richtige Richtung zu drehen.

Ich freue mich auf meinen Hafer-Drink und die Produkte, die da noch kommen. Auf die wachsenden Kooperationen und Standorte außerhalb von Brandenburg.

 

Kornwerk

Marlene Bruce, Miriam Boyer und Swenja Rosenwinkel

  • Volkmarstraße 1-7
  • C/O soulbottles
  • 12099 Berlin
  • info@kornwerk.com  //  www.kornwerk.com