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Saisonal, regional, genial

Hier wollten wir schon immer einmal hin. Und weil wir inzwischen selbst erfahren haben, was passieren kann, wenn man es immer nur denkt und nie tut, haben wir das “Heimatjuwel” nun endlich getestet.

Marcel Görke ist Koch aus Leidenschaft und bodenständig im besten Sinne. Er liebt es zuverlässig und pünktlich. Ich bin es heute nicht. Die Fahrt nach Hamburg an diesem Freitagnachmittag dauert länger, als von google berechnet und auch die Alternativrouten sind überfüllt. Mutig schlängel mich vorbei an zahllosen Lastern durch den Hafen und komme 15 Minuten nach der vereinbarten Zeit im Stellinger Weg an. Zum Glück ist Pia schon in der Stadt und ich treffe die beiden an einem der Außentische, bereits ins Gespräch vertieft.

Der Wunsch, sich stets weiterzuentwickeln und Grenzen zu überschreiten, ist immer präsent und Motivation zugleich.

Heimatjuwel Schild Heimatjuwel Gespraech3 Heimatjuwel Gespraech2

Vor 6 Jahre wurde der junge, ambitionierte Sterne-Koch gefragt, was er sich für die Zukunft wünscht: ein eigenes kleines Restaurant mit 30 Sitzplätzen. Dieser Traum ist wahr geworden. Marcel ist ein Unternehmerkind. Auch wenn dies sein erstes Restaurant ist, so wusste er schon vorher um mögliche Untiefen und hat ein ordentliches Resilienz-Paket mitgebracht. Doch von Covid-19 ahnte der frisch gebackene Familienvater nichts. Für ein Restaurant seiner Klasse eine besondere Herausforderung.

Heimatjuwel Gespraech1 Marcel nutzte die Zeit für Kontemplation, die Entwicklung neuer Ideen und setzte auf einen Außerhausservice, ausschließlich Samstags, und das wurde sehr gut angenommen.
Als es dann wieder losging, wurde dieser Service zugunsten des Abendgeschäfts wieder eingestellt. Die Küche ist dafür zu klein. Heimatjuwel Detail1 Heimatjuwel Eingang

Produkt statt Opulenz

In Berichten über das Heimatjuwel gibt es neben viel Lob zuweilen auch Beschreibungen zu lesen wie: “schlichter Raum” oder “kaltes Licht”. Das ist natürlich genau wie beim Essen, Geschmackssache. Vielleicht hat sich seitdem auch immer mal wieder etwas verändert. Uns hat das Ambiente jedenfalls sehr gut gefallen. Die dunkle Farbe an den Wänden korrespondiert hübsch mit den warmen Naturholzdielen, die Holztische haben eine schöne Haptik, auf ihnen brennen Kerzen und die vermauerten Fenster sind jetzt farblich abgesetzt, die Flächen ziert eine reduzierte Zeichnung. Das Licht ist schummrig und ich mag das. Außerdem freuen wir uns darüber, dass das Wichtigste an diesem Abend die Teller und das Darauf sind.

Gerne hätten wir euch gezeigt, wie sympathisch die beiden Servicekräfte an diesem Abend waren. Wegen der Maskenpflicht verzichten wir an dieser Stelle aber auf Bilder und möchten lieber davon schwärmen, wie kompetent, aufmerksam und herzlich die beiden Frauen im Service waren.

Wir entscheiden uns für eine Weinbegleitung. Zu Beginn gab es einen Pet Nat vom Weingut am Stein, der schon richtig Lust auf mehr macht.

Marcel lässt es sich auch nicht nehmen, den Gruß aus der Küche persönlich an jeden Tisch zu bringen. Er überrascht uns mit einer Steinpilzmousse an Petersilienöl und mit Karotte gefüllten Hippen, dazu frisch gebackenes Brot. 10 Punkte!

Heimatjuwel Toepfe Heimatjuwel Brot Heimatjuwel Pilzmousse2

Meine Neugierde ist geweckt und ich darf einen Blick in die Küche werfen. Erstaunlich leise und sehr eingespielt geht es hier zu. Jede der zusammen 6 Hände weiß, was zu tun ist.

Heimatjuwel Forelle Kueche

Das Konzept musste aus “Abstandsgründen” umgestellt werden. Es gibt ein paar Tische weniger, dafür jetzt zwei Belegungen. Ab 18 Uhr geht es los und ab 20 Uhr kommen dann die Späteresser dran. Die haben dafür den Vorteil, dass die Zeit für 6 Gänge reicht, wir sind aber auch mit dem Viergangmenü sehr happy. Man kann aus den Vorschlägen “heimatnah” oder “querfeldein” wählen. Auch ein Sonderwunsch wird uns gerne erfüllt.

Heimatjuwel Spitzkohl Hauptgang Holsteiner Rind Heimatjuwel Zander2 Heimatjuwel Eis1

Wir haben gewählt und uns für heimatnah entschieden, dazu die Weinbegleitung: Tatar von der Müritz Lachsforelle, Onglet vom Holsteiner Rind, Zwetschgen aus dem Alten Land … Wir schmecken und spüren die Heimat von Marcel, die ebenafalls an der Müritz liegt. Um es kurz zu machen: genial. Punkt. Die Weinbegleitung überzeugt ebenfalls auf ganzer Linie, aber nach dem Aperitif haben wir auch nichts anderes erwartet.

Es ist kurz vor 20 Uhr. Die 2. Belegung mit den Spätessern sitzt schon leicht frierend, aber gut gelaunt vor der Tür. Ein wenig beneiden wir sie darum, was sie gleich erwartet. Wir bitten um die Rechnung und wieder bringt der Marcel persönlich einen kleinen Gruß an den Tisch, ein zweites Dessert, ein weiteres Highlight.

Heimatjuwel Suesses Heimatjuwel Pia

Noch am Nachmittag habe ich Marcel gefragt, ob er die Sterne, die er mit der Selbstständigkeit abgegeben hat, vermisst. Die Antwort war nicht eindeutig. Wir glauben, sie finden zu ihm zurück.

Marcel Sw

Heimatjuwel

Stellinger Weg 47
20255 Hamburg
(040) 421 069 89
info@heimatjuwel.de